3. "Die weiße Löwin"
("Den vita lejoninnan", 1993)

 

Autor:
Henning Mankell


Titel:
"Die weiße Löwin"
Verlag:
dtv (544 Seiten / Taschenbuch)
Erscheinungsdatum:
Juli 1998


 

Autor:
Henning Mankell


Titel:
"Die weiße Löwin"
Verlag:
Zsolnay Verlag (560 Seiten / Hardcover)
Erscheinungsdatum:
26. Februar 2002

 

 

kurzbeschreibung



"Plötzlich war ihr klar, dass sie weg musste. Der regungslose Mann mit seinen kalten Augen machte ihr angst. Sie wollte loslaufen, doch der Mann war plötzlich lebendig geworden. Er zog etwas aus seiner Jackentasche. Zu spät erkannte sie, dass es eine Pistole war."

Alles beginnt mit dem Verschwinden einer schwedischen Immobilienmaklerin - doch schon bald weisen immer mehr Details auf ein teuflisches Komplott von internationalen Dimensionen hin. Kommissar Wallander stößt bei seinen Ermittlungen unter anderem auf die Spur einer südafrikanischen Geheimorganisation und weiß bald, dass das Schicksal von Hunderttausenden auf dem Spiel steht.

 

 

leser-rezensionen



"Die weiße Löwin" - Mankells dritter Roman aus der "Wallander" Reihe - und sein mit Abstand bester. "Die weiße Löwin" unterscheidet sich von ihren beiden Vorgängerinnen vor allem darin, dass Mankell hier - anders als beim ersten "Wallander-Roman" und stärker als beim zweiten - eine Vielzahl von Erzählperspektiven einnimmt. Das hat den "Nachteil", dass man als Leser sehr schnell merkte, worum es geht, wer der "Mörder" ist und wer - in diesem Fall - sein Ziel. Das mag ein wenig Spannung nehmen und für den ein oder anderen (dazu zähle ich mich allerdings auch) zu ein wenig Ungeduld führen, da man als Leser die Irrungen und Wirrungen des Hauptdarstellers und seiner Kollegen ja schon von Anfang an erkennt und mehr oder weniger ungeduldig darauf wartet, dass Wallander und sein "Kollektiv" endlich auf die richtige Spur kommen. Andererseits eröffnet einem die Betrachtung der Ereignisse aus verschiedenen Perspektiven auch andere Einschätzungen, lernt man die Motive der Täter beispielsweise besser kennen, lernt die Charaktere der Opfer (und seien sie auch nur Randfiguren der eigentlichen Handlung) näher kennen. Besonders reizvoll wird der Roman für mich aber durch seinen eindeutig politischen Bezugsrahmen, der auch die historischen Perspektiven in Südafrika nicht außer Acht lässt. So fiebert man letztlich doch mit und wird von der Handlung, die sich überdies aus dem heimischen Schweden wieder einmal (wie schon bei den "Hunden von Riga") ins Ausland verlagert, gefangen.

Sven Leunig

 
 
 
Dieser Kriminalroman ist einer der fulminantesten, die ich je gelesen habe. Die Handlung spielt hauptsächlich in Schweden. Hineingewoben in die Erzählung aber sind die politischen Verhältnisse in Afrika. Man merkt, dass sich Mankell bestens auskennt mit den politischen Problemen, die das Leben in Afrika bestimmen. Wie sternförmig fügen sich die Geschehnisse der Handlung aus verschiedenen Kontinenten und Ebenen zusammen.  Viele Ereignisse führen den Leser zunächst auf irrige Spuren, bis allmählich deutlich wird, wie geschickt die afrikanischen Konservativen, die die Apartheid aufrechterhalten wollen, ihre Fäden spinnen und keine Intrige,  ja keinen Mord scheuen, um die Veränderungen hin zu einer liberalen, aufgeklärten, gleichberechtigten und humanen Gesellschaft um jeden Preis zu unterlaufen. Das alles lässt einen Wirklichkeitsgehalt vermuten, den andere Kriminalgeschichten selten aufweisen. Kriminalkommissar Wallander ist wie immer dabei. Er lässt sich auf gefährliche Abenteuer ein, um der Wahrheit auf die Spur zu kommen. Auch sein Vater und die Tochter sind dieses Mal einbezogen in die Gefahren der Verbrechensaufklärung. Ein atemberaubend spannender, sehr empfehlenswerter Kriminalroman.

Claudine Borries

 
 
 
Der Schöpfer des Kommissar Wallander, Henning Mankell, verlässt mit diesem Kriminalfall das ihm vertraute Gebiet Schonen mit seinem wunderbaren Kleinstädtchen Ystad zum Teil. Große Passagen des Romans spielen sich in Südafrika ab. Nelson Mandela soll umgebracht werden. Dazu wird ein schwarzer Killer von einem Russen im kleinen Schweden eingeschult. Er bringt es zu einer recht guten Meisterschaft, flieht aber schließlich, weil der Russe eine Frau, die nur durch Zufall den Schlupfwinkel der "Übungsarena für Schießübungen zur Vorbereitung auf das Schussattentat auf Nelson Mandela" betreten hat, grundlos tötet. Dem Schwarzen wird ein Finger abgehackt, der bald von den schwedischen Ermittlern gefunden wird, deren wichtigstes Mitglied natürlich Kommissar Wallander ist. Es wird eifrig zwischen Südafrika und Schweden herumgesprungen. Südafrika wird wie aus einer "Landesgeschichte für Anfänger" geschildert. Das macht viele Einzelsequenzen des Romans wenig spannend; teilweise kommt ungewöhnlicherweise für die Wallander-Fälle Langeweile auf. Das ungewohnte Territorium Südafrika ist nicht so geschildert, dass man sich mit den Ereignissen und Personen identifizieren könnte. Wobei sogar die Handlungsabläufe in gewohnter Umgebung kraftloser wirken als in den anderen Romanen. Der Gipfel der Absurdität ist aber freilich zum Ende des Falles hin gegeben, wo Wallander zu einem James Bond mutiert, der gnadenlos einen gefährlichen Menschen niederstreckt, und sich dann wie ein "Wilder" gebärdet, um schließlich den Fall mit der gegebenen Selbstverständlichkeit zu lösen. Leider eine wenig gelungene Dramaturgie, die noch dazu allzu oft aufgesetzt, ja gezwungen wirkt. Immerhin sind aber die Ermittlungsmethoden die gleichen geblieben wie sonst auch, und damit kann das Buch nach der letzten Seite nicht durch einen totalen Frustausbruch brutal für immer und ewig zugeschlagen werden. Es handelt sich hierbei für mich (das ist natürlich als rein subjektiv zu betrachten) um jenen Wallander-Roman, den ich mir wohl mit absoluter Sicherheit nie wieder zu Gemüte führen werde. Aber jeder treue Leser von Kriminalromanen kann schon mal enttäuscht werden. Und die anderen Wallander-Fälle sind für mich ja nach wie vor als sehr gelungen zu bezeichnen. Daran kann auch "Die weiße Löwin" nichts ändern.

Jürgen Heimlich

 

 

pressestimmen



  • "Ein fesselnder Politthriller." NDR

 

  • "Was diesen Roman wohltuend von anderen Werken des Genres abhebt, sind die gelungenen Psychogramme der Hauptfiguren. Besonders sympathisch bei Mankell: Sein Kommissar Kurt Wallender bleibt stets er selbst, ein kleiner problembeladener Polizist, und mutiert nicht zum heroischen Alleswisser." Hamburger Abendblatt

 

  • "Der Schwede Mankell ist in den letzten Jahren zum bedeutendsten neuen Kriminalautor in Skandinavien aufgestiegen. Deutlich steht er dabei in der Tradition von Sjöwall/Wahlöö: kein Glamour, dafür viel düster-realistischer Alltag." Badisches Tagblatt

 

  • "Henning Mankells neues Werk ist von seltener Qualität; es stellt Spitzenautoren wie John Le Carré in den Schatten, ein Buch, das (...) kaum in eine Schublade passt." Neues Deutschland