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  • 01.09.2009:
     

    Letzter Wallander-Roman in Schweden erschienen
     

     
     
    Leidet Kommissar Kurt Wallander an beginnendem Alzheimer? Das ist die düstere und alles überschattende Frage in Henning Mankells neuem Roman mit dem knurrigen Kripomann aus Ystad. Schwedische Leser können die Antwort jetzt auf der letzten von 555 Seiten nachlesen, während sich die deutsche Fangemeinde noch bis zum Frühjahr 2010 gedulden muss.

    Nach zehn Jahre Pause hat Schwedens erfolgreichster Krimiautor mit "Der unruhige Mann" ("Den orolige mannen", Leopard Verlag, Stockholm) sein Versprechen an sich selbst gebrochen, keinen zehnten Wallander-Krimi zu schreiben. Ihn hätten vor allem unbewältigte schwedische Konflikte aus der Zeit des Kalten Krieges und der Kampf vieler Menschen jenseits der 60 mit Gedächtnislücken wieder zum Schreiben gebracht, erzählte Mankell bei einer Präsentation.

    Wallander, ziemlich einsam, beruflich nicht mehr so fest im Sattel und von Tochter Linda zum Opa gemacht, erlebt extrem beängstigende "Löcher" (Was will ich eigentlich? Was ist passiert?) bei der Suche nach Louises verschwundenen Schwiegereltern. Der adlige Schwiegervater war hoher Marineoffizier und bis in die 80er Jahre an der Jagd nach mysteriösen fremden U-Booten vor Schwedens Küste beteiligt. Als auch die Ehefrau wie vom Erdboden verschluckt ist, kommt der Verdacht auf, dass einer von beiden vielleicht bei der großen U-Boot-Jagd vielleicht "der" Spion für Moskau gewesen sein könnte.

    Die Spannung bis zur Auflösung dieses Rätsel hält sich in Grenzen, und sie fällt nicht sonderlich originell aus. Mankell treibt die Geschichte, wie immer in seinen Krimis, langsam bis betulich voran. Zu betulich, zu wenig originell, mit enorm viel Leerlauf und einem in Schweden doch reichlich ausgelutschtem Thema, muss man wohl sagen.

    Mehr Mühe und Liebe hat der 61-jährige Autor auf die Schilderung von Wallanders erfolglosem Kampf gegen das Altern verwandt. Trost immerhin für mitfühlende Leser: Der Kommissar vergisst zwar beim einsamen abendlichen Trinken in einer Ystader Kneipe seine geladene Dienstwaffe und kann sich hinterher an nichts erinnern. Aber später kommt ihm dann doch noch die brillante Idee zur Lösung des Falles.

    Das "wirkliche" Ystad an Schwedens Südspitze erlebt gerade wieder eine sommerliche Invasion von Wallander-Fans auf der Suche nach Schauplätzen. Diesmal kommen sie aus Großbritannien, nachdem Kenneth Brannagh in drei neuen TV-Verfilmungen als inzwischen vierter Wallander-Darsteller brilliert hat. Der Kommissar lebt für die Krimi-Gemeinde in höchstem Maß weiter. Ob mit oder ohne Alzheimer.

    Mankell aber macht Schluss, wie man auf Seite 555 nachlesen kann: "Die Erzählung von Kurt Wallander ist unwiderruflich zu Ende." Die vielleicht zehn oder mehr Jahre, die noch blieben, gehörten nur ihm, seiner Tochter Linda und Enkel Klara, niemandem sonst.

    (Quelle: dpa / Recherche: Stephan Schönauer, Katharina Klingelhöfer)

 
 

  • 26.06.2009:
     

    wallander-web.de geht in die Sommerpause
     
    Vom 1. Juli bis 31. August 2009 befindet sich die Redaktion der "Kommissar-Wallander-Fanpage" in der Sommerpause. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass e-mails daher nur mit zeitlicher Verzögerung beantwortet werden können. Wir wünschen allen Besucherinnen und Besuchern von wallander-web.de einen schönen Sommer und würden uns freuen, Sie schon bald wieder auf unseren Seiten begrüßen zu dürfen!

 
 

  • 01.06.2009:
     

    Neues Wallander-Forum ab sofort online!

     
    Nachdem unser bisheriger Forenbetreiber "Rapidforum" Anfang des Jahres überraschend angekündigt hatte, seinen Betrieb in den nächsten Monaten endgültig einzustellen, mussten wir uns nach einer Alternative umsehen. Nach eingehender Prüfung haben wir uns für den Anbieter "Foren-City" entschieden. Das neue Wallander-Forum ist ab sofort unter http://forum.wallander-web.de online! Leider war es aus technischen Gründen trotz intensiver Bemühungen nicht möglich, die Inhalte aus dem alten Forum zu übernehmen. Es ist uns jedoch gelungen, alle Beiträge bis zum 28.02.2009 in einem Archiv zur Verfügung zu stellen, so dass sie auch weiterhin uneingeschränkt einsehbar sind.

    Wir würden uns freuen, euch schon bald im neuen Wallander-Forum begrüßen zu dürfen!
     
    gez. Daniel Imort
    (Webmaster)

 
 

  • 28.05.2009:
     

    BBC verfilmt drei weitere Wallander-Romane
    mit Kenneth Branagh in der Hauptrolle

     
    Am 22. Juni beginnen in Ystad und Umgebung die Dreharbeiten zu drei neuen Wallander-Verfilmungen der BBC mit dem englischen Schauspieler Kenneth Branagh in der Rolle des Kurt Wallander. Es handelt sich hierbei um Neuverfilmungen der Romane "Mörder ohne Gesicht", "Der Mann, der lächelte" und "Die fünfte Frau". Die Dreharbeiten werden andauern bis zum 2. Oktober 2009.
     
    (Quelle: DEGETO / Recherche: Stephan Schönauer, Sibylle Rossa)

 
 

  • 26.05.2009:
     

    Mankell und Wallander wären "wohl keine Freunde"

     
    Der schwedische Erfolgsautor Henning Mankell wäre wohl nicht mit seiner berühmtesten Romanfigur Kurt Wallander befreundet. Zwar hätten Wallander und er "exakt das gleiche Alter" und seien "beide absolute Liebhaber italienischer Opern", sagte Mankell in einem Interview mit der Nachrichtenagentur ddp bei der Vorstellung neuer Wallander-Verfilmungen in Frankfurt am Main. Die dritte und letzte Ähnlichkeit mit dem südschwedischen Kommissar sei, dass beide sehr viel arbeiteten. "Wenn Wallander eine leibhaftige Person wäre, wären wir wohl keine Freunde geworden", weil sie sehr unterschiedliche Charaktere seien, sagte der Schriftsteller.

    Auch rund 20 Jahre nach dem Erscheinen seines ersten Krimis mit Wallander erinnere er sich noch gut an dessen "Geburt", sagte Mankell. Als er nach einem längeren Aufenthalt in Afrika 1989 nach Schweden zurückkam, sei er über die starke Zunahme von Fremdenhass und Rassismus besorgt gewesen. "Ich wollte darüber schreiben und entschied mich, eine Kriminalgeschichte zu machen", sagte der Schriftsteller. Dann habe er bemerkt, dass er einen Polizisten brauche. "Und so wurde Kurt Wallander an einem Tag im Mai 1989 geboren. Seinen Namen habe ich aus dem Telefonbuch von Malmö, wenn ich mich richtig erinnere", fügte der Schwede hinzu.
     
    (Quelle: ddp / Recherche: Stephan Schönauer)

 
 

  • 20.05.2009:
     

    "Sind Sie ein alter Schwede, Mister Branagh?" -
    Kenneth Branagh im Gespräch mit der FAZ

     

    © ARD Degeto/Yellow Bird/Left Bank
     
     
    FAZ: Mr. Branagh, woran denken Briten, wenn sie an Schweden denken?

    KENNETH BRANAGH: Da gibt es zwei oder drei Dinge. Erstens ABBA: Popmusik, wunderschöne, blonde Menschen, Spaß und Nonkonformismus. Für Briten sind Schweden entweder Popsänger oder Aupairs. Als ich zu Hause erzählt habe, dass ich in Schweden arbeiten werde, haben mich Freunde gefragt: Gibt es da nicht die höchste Selbstmordrate in Europa? Das ist das zweite. Ich weiß aber gar nicht, ob das stimmt. Und das dritte ist das Gefühl von einem Land, das nicht unbedingt in Aufruhr, aber doch in Sorge um sich selbst lebt.

    Die Deutschen sind verliebt in die Schweden. Fast in jeder Woche kann man eine Schmonzette im Fernsehen sehen, die in roten Holzhäusern am Vätternsee spielt, von Sorgen keine Spur.

    Wirklich? Bei uns sieht man Schweden als einen Ort, wo ein glamouröses, utopisches Projekt ausprobiert wurde, mit hohen Steuern und einem umfassenden Wohlfahrtsstaat. Aber dieser Traum wurde getrübt, wenn Sie an das Attentat auf Olof Palme denken und an die wirtschaftlichen und sozialen Probleme. Schweden ist für uns das Land, in dem ein wunderschöner Traum ermordet wurde.

    Machen die schönen Seiten Schwedens die dunklen Seiten am Ende sogar noch dunkler?

    Ja. Unser Interesse an schwedischen Krimis kommt zum Teil daher, dass wir das Gefühl haben, diese Bücher seien wie Selbstgespräche darüber, wie sich der schwedische Traum in einen Albtraum verwandeln konnte. Also, ich würde sagen: Der Brite denkt an ABBA, Selbstmord und den zerstörten Traum.

    Aber es laufen bei Ihnen keine Holzhausschnulzen im Fernsehen wie bei uns?

    Als ich in Ystad gedreht habe, waren die meisten Touristen Deutsche. Die sind in einem kleinen Zug herumgefahren. Vielleicht sitzen da in diesem Sommer lauter Briten drin.

    Sie spielen jetzt den schwedischen Kommissar Wallander. Die ersten drei Folgen sind in Großbritannien und in Amerika erfolgreich gelaufen, in zwei Wochen zeigt sie das deutsche Fernsehen. Es gab schon zwei Vorgänger auf Ihrem Posten. Sie spielen Wallander allerdings etwas weicher, irgendwie humaner.

    Das stimmt. Gestern Nacht habe ich auf meinem Laptop die Drehbücher der nächsten drei Folgen gelesen. Nach ungefähr fünfzehn Minuten saß ich so da (zieht die Schulter ein und fällt in sich zusammen). Nach zwanzig Minuten hatte ich keinen Hals mehr. Ich konnte nicht anders, ich habe mich sofort in ihn verwandelt. Ich habe eine große Sympathie für ihn, wahrscheinlich wie viele andere Leser auch. Er ist extrem gut im Beruf, ein origineller Kopf mit einem großen Spürsinn und Einfühlungsvermögen - aber er kann die gleiche Sensibilität nicht für sein eigenes Leben aufbringen. Ich weiß, das ist typisch für einen Kriminalbeamten: der besessene Mann, brilliant im Beruf, hilflos zu Hause. Aber Wallander ist eine besondere Version davon. Ein Jedermann. Bemerkenswert, ohne eitel zu sein.

    Sie lassen ihn ständig sagen: "In was für einer Welt leben wir eigentlich?" Das macht sein Erfinder Henning Mankell übrigens auch.

    Wallander scheint sich die Verbrechen sehr zu Herzen zu nehmen. Als ob er den Schmerz von jedem Verbrechen, von jedem Mord, von jeder Gefühllosigkeit am eigenen Leib spüren würde. Ich habe mich mit Polizisten im gleichen Alter wie Wallander in Ystad unterhalten, die sagten: Was in diesem Beruf wichtig und gleichzeitig schwer ist, ist abzuschalten. Du musst raus aus dem Revier. Du musst aufpassen, dass die Überstunden nicht überhand nehmen. Wallander fällt das nicht leicht, er kann sich nicht vom Job lösen, er nimmt ihn mit nach Hause. Er kann sich nicht so von ihm isolieren, dass es gesund für ihn wäre. Man muss ja eine Balance halten zwischen den Problemen auf der Welt - Afrika, Armut, Klima, die Finanzkrise - und dem eigenen Leben. Wallander scheinen die Probleme anderer Leute aber zu überwältigen. Das hat mich interessiert. Und dass er denkt, etwas tun zu können. Ich glaube, er hat ein Pflichtbewusstsein.

    Vielleicht ist ja das seine Eitelkeit: Dass er denkt, nur er allein könne den Mordfall lösen. Wenn es ihn nicht gäbe, würde er nicht gelöst.

    Eine gute Beobachtung, ja. Seine Frau und seine Tochter würden das vielleicht auch so sehen. Wallander selbst würde wohl sagen: Es ist keine Pose. Trotzdem ist es kein besonders praktischer Lebensstil. Man braucht dazu Menschen, die einen bei diesem Martyrium begleiten. Aber es stimmt, er doziert schon oft, er grämt sich über die Welt, wie das Menschen von einem bestimmten Alter an nunmal tun.

    Kannten Sie Mankells Bücher schon vorher?

    Ja, ich hatte sie zum Vergnügen gelesen. Ystad wirkt bei Henning neblig, still und unheimlich, als würde man in der Nacht seltsame Stimmen hören. Möglicherweise ist es gar nicht das echte Ystad, aber Mankell hat da etwas geschaffen: eine poetische Dimension, die es dem Leser erlaubt, sich den Rest selbst zu denken. Als ich das erste Mal nach Ystad fuhr, stellte ich mir vor, dass es gerade nicht so ist, wie ich es mir vorgestellt hatte. Und es war auch nicht so. Zuerst wirkte es normaler. Aber wenn man dort eine Zeit wohnt, fängt man an, die Dinge so zu spüren und zu sehen wie Henning. Ystad ist eine David-Lynch-Welt. Perfekt, poliert, sauber und aufgeräumt...

    ...aber unter der Oberfläche...

    ...brodeln gemeine, massive, brutale Leidenschaften.

    Sie haben Ihre Karriere als Shakespeare-Schauspieler begonnen. Hilft Ihnen Macbeth dabei, menschliche Abgründe besser zu verstehen?

    Ich glaube schon. Weil ich keine Angst davor habe, komplexe, philosophische Diskurse in Fernsehunterhaltung einzubringen. Die Landschaft rund um Ystad wirkt wie die Heide in Macbeth. Oder wie eine andere epische Welt: der Western. Ystad wirkt wie eine Grenzstadt am Rande der Wüste, nur dass die Wüste hier die See ist. Es ist ein Durchgangsort, wo die Schiffe aus dem Baltikum anlegen und viele ausländische Arbeiter herkommen, wo viel Handel getrieben wird. Aber lässt man Ystad einmal hinter sich, ist man in einer leeren, großen Landschaft: wogende Felder, hin und wieder ein Haus. Man kann kilometerweit sehen. Der Mensch wirkt auf einmal sehr klein. Und wenn man die Probleme vor die Stadt trägt, wie Wallander es oft tut, wirkt das schon kontemplativ. Hamletmäßig. Da ist so viel Platz, dass man sich fast zur Selbstreflexion gezwungen fühlt. Mein Vater hätte Wallander "einen großen Denker" genannt.

    Suchen Sie zur Vorbereitung in Ihrem Repertoire nach früheren Rollen? Nach Gefühlen, Stimmungen, Konflikten?

    Wenn ich meinen Text lerne, mache ich das am liebsten an ziemlich einsamen Orten. In Ystad bin ich immer an der Küste entlanggegangen, meilenweit. Und ich habe viele Bergman-Filme angeschaut.

    Wirklich?

    Viele Bergman-Filme! Ich habe Henning Mankell zum ersten Mal bei der "Bergman- Woche" getroffen, die zum Goteborg Film Festival gehört. Sie zeigten meine Version der "Zauberflöte" und natürlich auch die von Bergman. Er war noch am Leben, aber sehr, sehr krank, das war einige Wochen vor seinem Tod. Ich bin auch auf die Insel Fårö gefahren, wo Bergman zu Hause war. Da habe ich viele Fotos gemacht. Die Landschaft ist etwas anders als rund um Ystad, aber auch sehr schwedisch.

    Und das hat geholfen?

    Man macht alle möglichen Sachen. Ich habe versucht, eine Balance zu finden zwischen dem Poetischen, dem Philosophischen, dem Epischen und der Landschaft - ohne aus dem Blick zu verlieren, dass ich hier einen Krimi drehe, der den Zuschauer mit genug Action und Handlung bei der Stange hält. Man schreibt da ja kein Buch, man malt kein Bild - es ist eine Fernsehgeschichte, also versucht man, es ziemlich einfach zu halten. Wir haben auch nicht in den Krimis nachgelesen, als wir am Drehbuch arbeiteten, wir sind ziemlich frei mit ihnen umgesprungen und haben hier und da aus anderen Wallander-Büchern abgekupfert, wo es uns sinnvoll erschien.

    Weil Sie eher dem Fernsehformat gerecht werden wollten als dem Buch?

    Eher, um unseren eigenen Stil zu finden.

    (Quelle: FAZ / Recherche: Sibylle Rossa)